Geothermie für Oberhaching

In Deutschland werden ca. 54% der Primärenergie für Wärmeenergie verbraucht. 40% der CO2-Emissionen in Deutschland sind der Nutzung von Wärme zuzurechnen. Für die Wärmeversorgung wird seit Jahren mehr als 85% fossile Energie eingesetzt. Im Gebäudebereich sind heute noch acht von zehn neu installierten Heizungen fossil befeuert. Von dynamischer Wärmewende also keine Spur.

Während man in Skandinavien und in den Niederlanden im Gebäudebereich aus der Nutzung fossiler Energie aus-steigt, sie im Neubau sogar verbietet, und z. B. auf Geothermie setzt, werden bei uns Erdgasheizungen immer noch subventioniert und geothermische Wärmesysteme mit höheren Steuern und Abgaben belastet als fossile Heizungen.

Oberhaching hat beispielhaft an der Wärmewende gearbeitet und in ein nahezu flächendeckendes Fernwärmenetz investiert, das mit geothermischer Wärme von der Geothermie-Energie Taufkirchen versorgt wird, an der die Gemeinde Oberhaching mit 26,2% beteiligt ist. Pro Kilowattstunde (kWh) Wärme werden knapp 300 Gramm CO2 eingespart, während bei fossilen Systemen pro kWh zwischen 250 bis 350 Gramm CO2 in die Atmosphäre emittiert werden.

Wer in Oberhaching für den Klimaschutz eintritt, sollte sich an die Fernwärme der Gemeindewerke anschließen, das ist auch gut für den Artenschutz und bei zukünftiger CO2 Bepreisung auch gut für den Geldbeutel. Wichtig ist aber, dass die Gemeindewerke rasch den Anschluss an das Verbundnetz Grünwald – Unterhaching realisieren.

Das bringt neben der erhöhten Versorgungssicherheit auch Vorteile bei Betriebsausfällen der Geothermie Anlagen durch Wartungs- und Reparaturarbeiten oder beim Bedarf von Spitzenlast, da man dann gesichert CO2freie geothermische Wärme aus dem Verbundnetz erhält, anstatt Heizöl oder Erdgas während dieser Zeit einsetzen zu müssen.

Die benachbarten Geothermie Standorte werden in den kommenden Jahren das geothermische Reservoir durch weitere Bohrungen noch optimaler erschließen. Bestehende Fernwärmenetze im Verbund werden dadurch profitieren. Dazu ist es auch unabdingbar, dass sich die Gemeindewerke Oberhaching an der sehr informativen Betreiberrunde, bestehend aus den Geschäftsführern der derzeit in Betrieb befindlichen Anlagen in und um München, beteiligen, um insbesondere durch Erfahrungsaustausch technisch und betriebswirtschaftlich auf dem Laufenden zu bleiben und somit in manchen Angelegenheiten das Rad nicht selbst neu erfinden zu müssen.

In den Ortsteilen der Altgemeinde Oberbiberg muss der im Klimapaket angekündigte Heizungsaustausch durch den Einsatz von erd- bzw. grundwassergebundenen Wärmepumpen erfolgen. Im jetzt gültigen Marktanreizprogramm (MAP) des Bundes werden hierfür bis zu 45% der Gesamtkosten (Planung, Bohrung, Installation der erdgebundenen Wärmepumpe) vom Staat erstattet. Der Einsatz dieser Wärmepumpensysteme hat eine signifikant bessere CO2-Bilanz als jede noch so effiziente Erdgasheizung und ist zudem im Vergleich zu Holzheizungen Feinstaub frei. Die Marktchancen der Wärmepumpen könnte verbessert werden, wenn der benötigte Strom von der EEG-Umlage befreit wäre, was einer steuerlichen Gleichbehandlung gegenüber fossilen Heizungen entsprechen würde.

Dr. Erwin Knapek