Noch immer darf man auf bundesdeutschen Autobahnen prinzipiell so schnell fahren, wie man möchte. Ist das wirklich noch sinnvoll?
Ein persönlicher Beitrag eines unserer Mitglieder bringt dazu eine wichtige Erkenntnis. Ulrich Werwigk war in den Niederlanden unterwegs:
Tempo 100 km/h – eine Fahrt durch die Niederlande
Aus Richtung Bremen kommend, musste ich in der letzten Woche quer durch Holland nach Den Haag fahren. Von früheren Fahrten kannte ich die Geschwindigkeitsbegrenzung auf den holländischen Autobahnen von 130 km/h. Nun aber die Überraschung: Die niederländische Regierung, vom liberalen Ministerpräsidenten Mark Rutte geführt, hatte aufgrund der Energiekrise und zum Klimaschutz im März 2022 die Geschwindigkeit tagsüber auf 100 km/h und nachts auf 120 km/h reduziert.
Schon etwas in Sorge, ob ich meinen Termin rechtzeitig erreiche, fuhr ich über Groningen und Amsterdam nach den Haag und war überrascht: Alle fuhren zwischen 80 und 100 km/h. Der Porsche Panamera, der Q 7 oder X 5 ebenso wie der eine oder andere Kleinwagen. Ich reihte mich also ein und erreichte mein Ziel trotz teilweise dichten Verkehrs ohne jeglichen Stau, auch auf dem Ring um Amsterdam, planmäßig und durch den gleichmäßigen und rücksichtsvollen Verkehrsfluss aller Teilnehmer dazuhin sehr entspannt. Das war eine Wohltat!
Am nächsten Tag zurück in Deutschland, das glatte Gegenteil – es fahren zwar rd. 80% der Verkehrsteilnehmer auf den Autobahnen mit ca. 120 km/h. Allerdings zwingen schnell fahrende Verkehrsteilnehmer immer wieder zu kurzfristen Beschleunigungen oder Abbremsen besonders bei Überholmanövern. Und im dichten Verkehr des Ruhrgebiets sowie auf der A 7 zwischen Kassel und Kirchheimer Dreieck kam es dann zu insgesamt 3 Staus, alle zwar Baustellen bedingt, aber auch ausgelöst durch eilige Verkehrsteilnehmer. Insgesamt kein Zeitvorteil auf der Strecke nach Fulda, Ankunft sogar später als vom Navi zuvor errechnet!
Wäre es nicht an der Zeit, auch in Deutschland über ein Tempolimit und eine sinnvolle Verstetigung des Verkehrs auf Autobahnen aktiver nachzudenken? Auch als Teil einer neuen Mobilitätsstrategie?
Die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern sprechen jedenfalls sehr dafür.
Dazu ganz persönlich eine Spritersparnis von 1,8l pro 100km, auf der Strecke von Holland nach München macht das heute glatt € 40,- aus!
Ulrich Werwigk, im September 2022